Im richtigen Leben sterben Menschen meist nicht – anders als vielleicht im Film – mit einem letzten Seufzer und hören dann auf zu atmen, und alle wissen: Jetzt ist sie oder er tot. Selbst nach dem Zusammenbruch des Herz-Kreislauf-Systems haben Angehörige manchmal das Gefühl, dass – auch wenn alle körperlichen Anzeichen dagegensprechen – noch ein Rest Leben „anwesend“ ist.
Menschen mit Hirntoddiagnose sind, solange sie beatmet werden, nach rein sinnlicher Wahrnehmung noch weniger als Tote zu erkennen, sie sind von Menschen im Koma nicht zu unterscheiden. Die Haut ist durchblutet, bedingt durch die Beatmung senkt und hebt sich der Brustkorb. Ein Mensch, der für tot erklärt wurde und dennoch künstlich am Leben erhalten wird. Eindeutige Todeszeichen sind nicht wahrnehmbar. Mehr noch: Untersuchungen bei hirntoten Organspendenden zeigen, dass es während der Entnahme der Organe zu sprunghaftem Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz kommen kann. Noch häufiger sind Bewegungen der Gliedmaßen.
Ob diese als Lazarus-Zeichen bezeichneten Bewegungen Reflexe des Rückenmarks sind oder vielleicht doch auch – trotz ausgefallener Gehirnaktivitäten – Schmerz- oder Abwehrreaktionen, kann nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden. Zwar wurde mithilfe bildgebender Verfahren bei einigen Menschen mit Hirntod-Diagnose Durchblutung in Teilbereichen des Gehirns nachgewiesen. Ob aber in diesen Fällen Teile des Gehirns möglicherweise doch noch eingeschränkt funktionsfähig sind, ist nicht geklärt. Doch auch in dem Fall, dass keinerlei Aktivitäten des Gehirns mehr vorhanden sind, ist damit nicht zugleich bewiesen, dass Hirntote keine Schmerzen mehr empfinden können.
Wir halten es daher für unerlässlich, Organspendende während der Organentnahme und damit bis zum Eintritt des endgültigen Todes vollständig – also unter Ausschaltung von Schmerzen und Bewusstsein sowie unter Entspannung der Muskulatur – zu narkotisieren.
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