Organtransplantation und Gerechtigkeit

Männer erhalten fast doppelt so oft Organe wie Frauen. Die vermutete Erklärung – Männer leiden häufiger an Grunderkrankungen, die eine Transplantation notwendig werden lassen – lässt sich nach neueren Forschungsergebnissen nicht aufrechterhalten. Wahrscheinlicher für die deutlich höhere Transplantationsrate bei Männern ist, dass Frauen und Männer medizinisch ungleich behandelt werden.

Dieses Missverhältnis lässt sich besonders deutlich im Bereich der Herz-Erkrankungen und der Herz-Transplantationen beobachten. Und das, obwohl inzwischen bekannt ist, dass Frauen mindestens gleich häufig, möglicherweise sogar häufiger an Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems leiden als Männer. Nur sind häufig die Symptome einer Herz-Erkrankung bei Frauen anders als bei Männern, die Erkrankungen werden bei Frauen oft viel später erkannt und auch anders behandelt. Geschlechtsspezifische Behandlungsleitlinien gibt es in Deutschland nicht, und Geschlechtergerechtigkeit ist kein Kriterium für die Verteilung der transplantierbaren Organe.

Eine adäquate geschlechterspezifische und geschlechtergerechte medizinische Versorgung ist aus unserer Sicht mehr als überfällig – nicht nur im Bereich Organtransplantation.

 

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